Peru Kaffee

Peruanischer Kaffee aus Puno & Co: Kaffeevielfalt im Land der Inkas

Peru rangiert auf Platz Nummer 9 unter den Kaffeeanbauländern der Erde und auf Nummer 1 im Export von Biokaffee. Bei den exportierten Kaffeebohnen handelt es sich dabei fast ausschließlich um Arabica. Seit Kurzem führen wir von Happy Coffee peruanischen Kaffee in unserem Sortiment – er stammt aus der Region Puno, nahe der bolivianischen Grenze. Daher wird es Zeit, euch Peru als noch relativ geheimes Kaffeeursprungsland in diesem Artikel etwas näher vorzustellen.

Gelbe Früchte, blumige Säure, nussig, würzig: Unser Espresso aus Puno in Peru

Peruanischer Kaffee Happy Coffee Puno

1. Peru: Ein Land mit großer Arten- und Kaffeevielfalt 

Kaffee aus Peru ist so vielfältig wie das kleine Land der Inkas selbst, das direkt am Pazifik an der Westküste Südamerikas liegt. Im Norden grenzt Peru an Ecuador und Kolumbien – einem der wichtigsten Regionen von Spitzen Arabica – an. Der peruanische Norden wird von bizarren Bergen, tropischer Hitze, Kakao und natürlich dem Amazonas geprägt. Perus östlicher Nachbar Brasilien und die südlichen Nachbarn Bolivien und Chile sind ebenfalls für den Kaffeeanbau bekannt. Der peruanische Süden sieht ganz anders als der Norden aus. Müsste ich drei auffällige Dinge nennen, dann wären das karge Landschaften, Terrassenfelder und jede Menge Alpakas!

Landschaftlich ist Peru also extrem divers und gliedert sich in drei verschiedene Landschaftszonen: Küste, Hochland und Regenwald. Neben seinen Hauptattraktionen (Machu Picchu und Co.) überrascht es mit einer Vielfältigkeit in Flora und Fauna. Nicht ohne Grund zählt Peru zu einem der 10 Megadiversity Länder der Erde! Mit über 70% der im Land lebenden Arten beherbergen Länder wie Peru nämlich einen Großteil der global vorhandenen Artenvielfalt. Natürlich hat die Verschiedenartigkeit der Pflanzen und Früchte auch Einfluss auf das Aromaprofil der peruanischen Kaffeevarietäten. Sie wachsen in allen Teilen von Peru – besonders bekannt ist z.B. Kaffee aus Cajamarca im Norden oder aus dem Hochland bei Puno im Süden.

Peru Kaffee - Hochland im Süden bei Puno

1.1 Peruanischer Kaffee: Die Anfänge

Die Geschichte des Kaffeeanbaus in Peru ist vergleichsweise alt. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts gelangten die ersten Kaffeepflanzen in das Land südlich des Äquators. Die ersten Kaffeebauern siedelten sich zunächst im Nordwesten in den Regionen Cajamarca, Amazonas sowie im Chanchamayo-Tal an, das heute die Kaffeeanbau-Regionen Junin und Pasco beherbergt. In diesem Tal widmeten sich besonders Siedler aus Deutschland, Österreich und Italien dem Kaffeeanbau.

Es dauerte allerdings bis zum späten 19. Jahrhundert, bis peruanischer Kaffee zum ersten Mal exportiert wurde. Darauf hatte besonders der steigende Kaffeekonsum in Europa und die gleichzeitig stagnierende Kaffeeproduktion in Indonesien großen Einfluss. Bis zur Unabhängigkeit von Großbritannien musste Peru obendrein einen Großteil des Landes an die britische Regierung abtreten, der u.a. für Kaffeeplantagen genutzt wurde. Dennoch erschwerte die instabile politische Situation bis in die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts einen strukturierten Aufbau der Kaffeeproduktion in Peru – genauso wie die Tatsache, dass zu vielen Farmen zunächst noch befestigte Wege gebaut werden mussten.

Peru Kaffee - Straßenbau

1.2 Peruanischer Kaffee heute

Noch heute befindet sich ein Großteil der Kaffeefarmen von Peru in schwer zugänglichen Wald- und Berggebieten, was den Einsatz groß angelegter Verarbeitungsmethoden und Maschinen erschwert bzw. unmöglich macht. Darum sind nur Hand-Picking und natürliche Düngung möglich, weshalb peruanischer Kaffee in vielerlei Hinsicht bio ist. Gut für den Verbraucher und Kaffeetrinker auf der einen Seite. Auf der anderen Seite schlecht für die Kaffeebauern: Denn viele können aufgrund mangelnder finanzieller Mittel keine Pestizide und Düngemittel gegen Krankheiten ihrer Kaffeepflanzen einsetzen, wie etwa den gefürchteten Kaffeerost.

1.3 Anbau von Kaffee in Peru und Varietäten

Wie Kaffeebohnen generell wachsen, haben wir bereits in einem separaten Artikel verraten. Bio-Kaffee aus Peru wird oft noch von Kleinstbauern angebaut. Ihre Mengen und Qualitäten sind noch nicht auf dem Niveau, um im großen Stil kultiviert und exportiert werden zu können. Geschweige denn, das begehrte Bio-Siegel zu erhalten. Die einzige Option für die Bio-Zertifizierung sind daher Zusammenschlüsse von Kaffeebauern in Kooperativen wie Cecovasa in Puno, von der unser peruanischer Happy Coffee stammt. Zusätzlich unterstützen Initiativen für fairen Kaffeehandel – wie Fair Trade und Rain Forest Alliance – die Kaffeebauern finanziell, infrastrukturell und mit Know-How. So können sie die notwendigen Erfahrungen sammeln, um am Weltmarkt mitmischen zu können.

Puno Peru Kaffee - Indigene Bevölkerung

Und welche Bohnen wachsen nun in Peru? Generell werden verschiedene Varietäten der Arabicapflanze kultiviert. Die bekanntesten sind Typica, die den größten Anteil einnimmt, sowie Caturra, Bourbon, Catimor und Geisha. Viele der Kaffeebauern, besonders die mit nur wenigen Hektar Anbaufläche, mischen diese Varietäten. Denn einzeln wäre die Anbaumenge pro Sorte zu gering, um eine eigene Kaffeemischung zu kreieren. Eine dieser Varietäten-Mischungen ist auch unser Puno-Kaffee, der direkt gehandelt und vor Ort als “Tunki-Kaffee” bezeichnet wird. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Qualität hat Tunki-Kaffee in den vergangenen Jahren bereits mehrere Preise in Folge abgestaubt.

1.4 Geschmack und Qualität: Peruanischer Kaffee in der Tasse

Neben Puno konnten noch weitere Kaffeeregionen aus Peru in den letzten Jahren beim jährlich stattfindenden Cup of Excellence – dem bekanntesten internationalen Coffee Award – Auszeichnungen abräumen. Und die vermehrte Aufmerksamkeit aus den kaffeetrinkenden Ländern beschert Peru einen zusätzlichen Aufschwung: Seit circa 2010 gehört Peru zu den Top-Arabica-Produzenten der Welt!

Ihr fragt euch, wie peruanischer Kaffee nun im Geschmack ist? Allgemein zeichnet er sich durch ein mildes Tassenprofil aus und wird von vielen Röstern daher als Bestandteil von Espresso-Blends verwendet, aber auch als Kaffeeröstung angeboten. Dabei haben verschiedene Dinge Einfluss auf das Aromaprofil in eurer Tasse: Neben den klimatischen Bedingungen (z.B. Anbauhöhe, Temperatur und Feuchtigkeit) zum Beispiel auch die Bodenbeschaffenheit und die Nährstoffe, welche die Kaffeepflanze zum Wachsen benötigt.

Peru Kaffee - Cupping in Puno / Cecovasa

Spannend: Perus Vielfalt in der Natur bemerkt man auch beim Kaffeegeschmack! Denn das Land beherbergt eine Vielzahl verschiedener Pflanzen und (Boden)Früchte. Je nach Region werden in Mischkulturen neben Kaffeepflanzen auch Bananen, Papaya und Yucca oder sogar Zitrusfrüchte wie Orangen, Mandarinen und Limetten angebaut. So ist es nicht ungewöhnlich, dass ihr je nach Röstung in peruanischem Kaffee auch Aromen dieser Früchte vorfinden könnt. In Kaffees aus den Anbauregionen im Süden wie z.B. Puno schmeckt man bei hellen Röstungen nicht selten fruchtige Noten von Papaya und Orange sowie eine feine Säure. Manche Kaffees können sogar schokoladige und nussige Noten entfalten.

2. Peruanischer Kaffee: Die verschiedenen Anbauregionen

Grob kann man Peru und seine Kaffeeanbaugebiete in drei Zonen unterteilen, ähnlich zu den Klima- bzw. Landschaftszonen: Norden, Mitte, Süden. Die meisten Anbaugebiete liegen auf 1.600 bis 1.800 Metern Höhe und teilweise sogar darüber – es handelt sich also um Hochlandkaffee. Daher kann man sie mit den großen Kaffeefarmen aus Kolumbien oder Brasilien nicht vergleichen. Peruanische Kaffeefarmen sind mit nur wenigen Hektar Größe oft sehr klein – sie werden in der Fachsprache Microlot oder Parzelle genannt. Sie befinden sich in Gebieten fernab der größeren Städte und an schwer zugänglichen Orten, die nur mit dem Geländewagen erreicht werden können. Das macht eine Kaffeereise, wie ich sie z.B. nach Puno unternommen haben, durchaus zum Abenteuer!

2.1 Der Norden: Cajamarca, San Martin, Amazonas

Der Norden Perus befindet sich in unmittelbarer Äquatornähe. Aus diesem Grund zeigt sich das Klima tropisch feucht mit beeindruckenden Nebelwäldern. Besonders in den Kaffeeanbaugebieten San Martin und Amazonas gedeihen neben Kaffee tropische Früchte wie Papaya, Ananas und Kokosnüsse sowie Kakao. In der nordwestlichen Region Cajamarca wird mit Abstand die größte Menge an Peru Kaffee angebaut. Von dort stammen auch die Microlots mit den Top-Bewertungen beim Cup of Excellence.

Kaffee aus Peru - Der Norden

2.2 Die Mitte: Chanchamayo Tal mit Junin und Pasco

Das Chanchamayo-Tal und mit ihm seine Kaffeeanbaugebiete Junin und Pasco charakterisieren sich durch Hochland als auch weite Flächen Dschungel. Aufgrund von Guerilla-Kämpfen in den 1980er und 1990er Jahren wurden die Kaffeepflanzen stark beschädigt. Dies begünstigte leider die Verbreitung von Krankheiten wie dem Kaffeerost. Heute zählen Kaffees aus dem Chanchamayo-Tal hinsichtlich der Qualität der Kaffeebohnen zur Spitzenklasse.

2.3 Der Süden: Cusco und Puno

Die südlichen Kaffeeanbaugebiete befinden sich im Hochland Perus, in den Tälern der Anden. Besonders Cusco ist für Peru-Touristen aufgrund seiner zahlreichen historischen und archäologischen Sehenswürdigkeiten – die bekannteste ist wohl Machu Picchu – das erste Reiseziel der Wahl. Die Region Puno am Titicacasee gilt als heiliger Ort für die Inkas und man findet viele sogenannte Inka-Trails. Doch auch in Sachen Kaffee muss sich Puno vor den anderen Anbauregionen Perus nicht verstecken: Neben einer Cup of Excellence Auszeichnung erhielt die südliche Provinz erst jüngst einen renommierten US Award.

Kaffee aus Peru - Der Süden bei Sandia / Puno

3. Peruanischer Kaffee: Eine Reise in die Region Puno

Im Rahmen einer Kaffeereise kam ich in den Genuss, mir die Region Puno einmal näher anzuschauen. Sie befindet sich unmittelbar am Titicacasee nahe der bolivianischen Grenze und war definitiv einen Besuch wert – auch wenn sie nicht ganz leicht zu erreichen ist. Dafür wächst hier aber leckerer Spitzenkaffee wie z.B. unser peruanischer Happy Coffee, den ich natürlich ausgiebig verkostet habe.

Puno Peru - Anreise

3.1 Anreise nach Puno und Relevanz von Kaffee in der Region

Von Lima aus ist Puno mit dem Flugzeug erreichbar. Steigt man in Juliaca aus dem Flugzeug, bemerkt man schnell, dass man sich auf knapp 5.000m Höhe befindet! Es folgen mehrere Stunden Busfahrt durch Terrassenfelder – auf denen die Einheimischen Kartoffeln, Papayitas, Mais und Quinoa anbauen – und über hohe Pässe der Anden mit grasenden Alpakas und Lamas. Irgendwann gelangt man nach Sandia, die als eine von mehreren Provinzen Kaffee an die Kooperative Cecovasa in Puno liefert. Bestimmt ahnt ihr es anhand meiner Schilderung schon: Kaffeeanbaugebiete vom Distrikt Puno sind für (Kaffee)Touristen leider nur schwer zu erreichen. Ohne Tourguide und ein geeignetes Fahrzeug erhält man nur selten Einblicke in die wenigen Hektar – meist sind es nur ein bis vier – die die Kaffeebauern auf ca. über 1.600 Metern Höhe bewirtschaften.

Puno Peru Kaffee - Hand Picking

Noch immer ist der Kaffeeanbau für die indigene Bevölkerung, zur der ein Großteil der Einwohner von Puno zählt, nur Teil des Einkommens. Denn wie ihr aus unserem Kaffeeanbau Guide sicherlich wisst, ist Know How beim Kultivieren von Kaffee nur eine wichtige Voraussetzung. Eine weitere ist viel Geduld, da Kaffeepflanzen und damit die Kaffeebohnen mitunter mehrere Jahre benötigen, um Früchte – die Kaffeekirschen – zu tragen. Viele peruanische Familien bauen daher nach wie vor bevorzugt Kokapflanzen an, die weniger Aufmerksamkeit, Pflege und Erfahrung bedürfen und bei denen mehrere Ernten im Jahr möglich sind. Der Absatzmarkt für Koka ist leider immer noch hoch, auch in Peru. Mehr und mehr kommt aber Kaffee als lukrative Alternative hinzu.

3.2 Peruanischer Happy Coffee aus Puno

Unser Puno Espresso stammt von der Kooperative Cecovasa, die ihren Hauptsitz in Juliaca hat und 1970 gegründet wurde. Als Zusammenschluss von 10 Kleinbauernkooperativen aus der Region Puno – davon 8 aus der Provinz Sandia – ist sie eine der größten in ganz Peru und verantwortlich für 5.000 Familien. Seit 1993 trägt Cecovasa auch das Fair Trade Siegel. Durch diese Zusammenarbeit und dank finanzieller Unterstützung der Regierung konnten viele der Familien und Kaffeebauern neue Maschinen kaufen und erhielten Hilfe bei der Kultivierung ihrer Kaffees. Außerdem wurden bessere Straßen und Zufahrtswege für ihre Farmen gebaut – denn bis vor wenigen Jahren war die Provinz Sandia für Besucher noch nicht zugänglich.

Puno Peru Kaffee - Kaffeefarm Sandia

3.3 Wie schmeckt der Happy coffee aus Puno?

Gemeinsam mit unserer Rösterei Maya in Hamburg rösten wir Kaffeebohnen aus Puno für euch! Als Filterkaffee aufgebrüht erhaltet ihr damit ein mittelkräftiges Aroma und einen vollen Körper in eurer Tasse. Auffällig sind schokoladige und nussige Nuancen sowie eine leicht blumige Säure. Für die Cappuccino- und Latte-Fans unter euch, aber auch für die Besitzer eines Vollautomaten, ist die Espressoröstung unseres Puno-Kaffees die beste Wahl. Mit ihr können sich die schokoladig-nussigen Noten besonders gut entfalten.

Melanie Böhme
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Melanie liebt Specialty Coffee und reist dafür um die Welt. Sie trinkt nicht nur gern Kaffee, sondern schreibt und bloggt auch darüber auf melscoffeetravels.com. Begleite sie auf ihren Kaffeereisen!


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